Wildblumenwiese

Unser Golfplatz – ein Kleinod in naturräumlich interessanter Landschaft
oder was es mit dem Wildblumenwiesen-Projekt zwischen Bahn 13 und 14 auf sich hat

von Carl-Clemens Andresen

Als für unseren Golfclub nach dem 2.Weltkrieg ein neuer Standort gesucht werden musste, fiel die Wahl auf das jetzige Gelände in der „Garbsener Schweiz“ – so genannt nach dem Hügelrücken im Südwesten Garbsens, eingegrenzt durch den „Blauen See“ im Osten, die Autobahn A2 im Norden und dem „Neustadt-Stöckener-Leinetal“ im südwestlichen Randgebiet der Stadt. Die damaligen „Macher“ des GC Hannover zeigten Weitblick bei der Auswahl dieses Geländes, bot es doch im Gegensatz zu den alternativ in Frage kommenden Standorten Lönspark in Kirchrode und Vahrenwalder Heide von vornherein die Möglichkeit, den zunächst zu errichtenden 9-Löcher-Platz sukzessive auf einen 18 Bahnen umfassenden Meisterschaftsplatz zu erweitern. Die besondere Eignung des Geländes in der Garbsener Schweiz fiel vor allem Liliane Roehrs ins Auge, die als erfolgreiche und prominente Rallye-Fahrerin und Präsidentin des Deutschen Damen Automobil Clubs bestens vernetzt war. Als aktive Golferin hatte sie vor dem Krieg auf vielen deutschen und internationalen Plätzen gespielt. Es ist daher gut möglich, dass sich „Lilly“ Roehrs an den schönen Golfplatz des Hamburger Golfclubs erinnert fühlte, als sie das hügelige Gelände vom Lamser Berg aus (Abschlag der heutigen 8) betrachtete. Weisen doch beide Standorte, der 1930 eröffnete Golfplatz in Falkenstein und der 1951 fertig gestellte Platz in der „Garbsener Schweiz“, typische Merkmale auf, wie sie nur im Naturraum einer eiszeitlichen Endmoränenlandschaft zu finden sind. Denn als sich vor langer Vorzeit das Klima wieder erwärmte und die Eismasse der Saale-Kaltzeit sich langsam aus der norddeutschen Tiefebene zurückzogen, ließen die abschmelzenden Eismassen Bodenerhebungen zurück, in denen sich Sand-, Geröll-, Mergel- und Tonablagerungen zu Hügelketten auftürmten. Beide Standorte werden zudem noch von Flusstälern begrenzt (Falkenstein von der Elbe, die „Garbsener Schweiz“ von der Leine, früher auch Weser) was zusätzliche landschaftliche Reizpunkte setzt. Das hügelige Relief, die Bodenbeschaffenheit des Geländes (nährstoffarmer leicht zu bearbeitender Sandboden, der sich schnell erwärmt, Sickerwasser durchlässt und eine gute Durchlüftung aufweist) und die vorhandene Flora (Grasbewuchs, Heideflächen, Eichen, Kiefern, Birken) liefern die idealen Rahmenbedingungen, aus denen sich interessante Golfplätze formen lassen. All dies ließ „Lilly“ Roehrs in ihrem Bericht zu dem Fazit kommen: „Es wird empfohlen, das Projekt Garbsen weiter zu verfolgen.“ (Golf - Amtliches Organ des Deutschen Golfverbandes, Jg. 3, Heft 4, S. 1).

Was danach geschah, der Bau von zunächst 9, dann 12 Bahnen nach Plänen des Golfplatzarchitekten H.E. Gaertner (1951-56), und deren vollständige Umgestaltung sowie Erweiterung auf 18 Bahnen unter der Leitung Bernhard von Limburgers, ist oft beschrieben und gut dokumentiert. Die Chroniken zum 50-, 75- und 100-jährigen Jubiläum geben hierzu ebenso Auskunft wie der Aufsatz des Hannoveraner Historikers Anton Weise über die Geschichte des Golfclubs Hannover. Auch der clubinterne Podcast „Waldplatzreife“ behandelte das Thema „Unser Golfplatz“ ausführlich. Obwohl die beiden Architekten unseres Golfplatzes keine speziellen Aufzeichnungen hinterlassen haben, lassen sich dennoch einige Grundgedanken aus Protokollen bei Platzbegehungen sowie aus Skizzen zur Platzgestaltung herauslesen. Unser Golfplatz war von vornherein als ein klassisch englischer Parklandcourse konzipiert, dessen Erweiterung um 6 Bahnen jenseits der Autobahn die Prägung durch den Wald verstärken sollte. Bis auf die heutige 6 sind alle Bahnen mit einer Rechts-Links-Kurve versehen, bevorzugen also den Draw-Spieler. Die Grüns sind in der Regel von Bunkern gut verteidigt. Die Bunker in den Fairway-Landeszonen werden häufig nur dem Scratch-Spieler gefährlich. Strategisch positionierte Bäume sind nicht nur als Spielhindernisse angelegt, sondern auch als Orientierungspunkte, die der gute Spieler für sein Course-Management – zumal es früher keine Entfernungsmesser gab – zu nutzen wusste. Der Bedeutung des Standorts am südlichen Rand der Lüneburger Heide trug ursprünglich der Erika-Bewuchs Rechnung, der an einigen Bahnen den Übergang ins Hardrough kennzeichnete. Als die Pflege dieser Heide-Fläche als zu aufwändig erachtet wurde, entschied man sich, die Landschaft der Lüneburger Heide lediglich zwischen dem Grün der 13 und dem Abschlag der 14 wieder auferstehen zu lassen. Aus nicht geklärten Gründen erkrankten jedoch die Wacholder-Bäume und auch die Erika hielt sich nicht lange. Der in dieser Saison von einigen Clubmitgliedern und der Greenkeeper-Mannschaft gemachte Versuch, durch Schaffung einer Wildblumenwiese diesen Hard-Rough-Bereich zwischen der 13 und 14 wieder aufzuwerten, hat zum Ziel, nicht nur optische Reizpunkte zu setzen, sondern auch dem Charakter unseres Platzes als Parklandcourse in einer Endmoränen-Landschaft Rechnung zu tragen. Die Wildblumen vertragen den mageren Sandboden sehr gut, sind trockenheitsresistent und werden den Wasserhaushalt unseres Platzes nicht weiter belasten – ein im Zeichen des Klimawandels wichtiges Kriterium bei der Flora-Gestaltung unseres Platzes und eine Selbstverpflichtung des DGV-Projekts „Golf und Natur“.

Der Golfclub Hannover stellt sich mit der neuen Wildblumen-Wiese in die Tradition der Golfplatz-Gestaltung früherer Jahre, entwickelt diese zeitgemäß weiter und wird somit der Verantwortung gerecht, die uns die Stadt Garbsen durch Überlassung dieses schönen Geländes in der Garbsener Schweiz auferlegt hat.